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‘Brautag’ Category

  1. Sud Nr. 73 „Fermentus Schwarzbier“ und Sud Nr. 74 „Father Dixons Irish Red Ale“

    Juni 11, 2017 by Heiko

    Weiter geht es mit dem nächsten Doppelsud. Das Schwarzbier war eines meiner ersten Biere aus dem Jahr 2013. Damals fand ich es sehr gelungen, wobei sich in vier Jahren und wachsender Erfahrung die Perspektive auf einige Dinge ändern kann. Parallel gab’s auch eine Premiere – ein Irish Red Ale. Obergäriges habe ich zur Genüge gebraut, auch britische Stile. Ein klassisches Irisches Red Ale allerdings noch nicht. In der Regel kennt man typische industrielle Vertreter wie z.B. das Kilkenny, das man auch gerne mal an gut sortierten Tankstellen findet oder und neben dem Guinness Stout der Platzhirsch in den meisten „Deutschen“ Irish Pubs ist. Hier und da findet man nochmal ein Murphy’s oder auch ein O’Hara’s in unseren Breiten, aber das war es dann meist schon. Wie so viele andere Stile auch hat auch das Irish Red wesentlich mehr zu bieten als die üblichen Verdächtigen.

    Red?

    Die Erzeugung der Farbe eines Bieres kann man sich in etwa so vorstellen. Nimmt man zwei Gläser eines davon voll mit Wasser und das andere  ebenfalls mit Wasser in das der Inhalt einer Tintenpatrone gemischt wurde. Das zweite Glas ist dann tief dunkelblau. Je nachdem wie ich nun in einem dritten Glas das Mischverhältnis der beiden Flüssigkeiten wähle erhalte ich ein theoretisch unendliches Spektrum an Blaustufen. Der Vergleich hinkt etwas, aber bei den Bierfarben ist das vereinfacht gesagt so ähnlich. Im Brauwasser lösen sich die farbgebenden Stoffe aus den Malzen. Das Spektrum läuft hier nicht von durchsichtig zu blau, sondern von hellem strohgelb bis hin zu tiefschwarz. Betrachtet man das Tiefschwarz näher, stellt man fest, dass es kein „Reinschwarz“ ist, sondern eine hohe Konzentration brauner Bestandteile, die für das Auge ab einem gewissen Punkt nur noch als Schwarz wahrnehmbar ist. Stellt man sich nun die Auswahl an Malzen als eine Art Farbpalette á la Bob Ross vor, so kreiert man aus der Auswahl der Mengenanteile der Malze die spätere Bierfarbe.

     

    EBC (Bierfarbskala der „European Brewing Convention“)

    Wie bestimmt man diesen Wert?

    Brauer bestimmen diesen Wert rechnischer anhand der eingesetzten Malze. Um damit rechnen zu können, gibt es Menschen in weißen Laborkitteln, deren Job es ist, die Informationen für diese Rechnungen zu liefern. Dazu nehmen besagte Kittelträger eine Cuvette mit Bier oder Würze und packen diese in ein Spektrophotometer. Dieses Gerät misst das Verhältnis von absorbiertem und transmittiertem („durchgelassenem“) Licht verschiedener Wellenlängen durch die Lösung. Um vergleichbare Werte zu erhalten hat man sich auf eine Wellenlänge von 430nm geeinigt. Je höher die Transmission im Verhältnis zur Absorption, desto geringer ist der EBC Wert und umgekehrt.

    Kann man dadurch die Farbe des Bieres den Geschmack vorhersagen?

    Jein, das funktioniert nur bedingt. In vielen Fällen wird es die Erwartungen ungefähr treffen. Dies ist aber kein Automatismus, sondern eher eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Blendet man theoretisch die Aromakomponenten aus, die Hopfen und Hefe erzeugen und fokussiert sich auf die vom Malz erzeugten Aromen, schmecken dann zwei Biere mit 25 EBC automatisch gleich? Das ist natürlich nicht der Fall, da die 25EBC ja aus beliebig vielen Mischungskombinationen zustande kommen können, die neben der Farbgebung auch das Aroma beeinflussen. Eine Mischung aus 99% Pilsener Malz und 1% Röstmalz ergibt ein ebenso einen ungefähren Farbwert von 25EBC wie eine 100% Schüttung aus einem Münchener Malz. Ersteres schmeckt schlank, bedingt malzig mit einer dezenten Röstbittere und ist vereinfacht gesagt ein „gefärbtes Helles“. Zweiteres hat einen ausgeprägten Malzkörper ohne Röstkomponenten. Optisch sind die beiden kaum zu unterscheiden. In der Industrie wird häufig mit sogenanntem Farbebiee gearbeitet. Es ermöglicht z.B. „den Ausgleich produktions- und rohstoffbedingter Farbschwankungen, was insbesondere in der industriellen Großproduktion und im Premiumsegment wichtig ist.“ Zu gut Deutsch, wenn die Qualitässicherung meckert, dass das dunkle Weizen mal zu hell geraten ist, dann geht der Laborant an den Schrank und nimmt die Farbebier Flasche aus dem Schrank und „korrigiert“ das mal. Deklariert werden muss das nicht, da hier sogenannte Substanzgleichheit vorliegt. Denn Farbebier wird industriell aus Malz extrahiert, daher ist mit der Aufschrift „Gerstenmalz“ erledigt.

    Naja, aber zurück zum Irish Red Ale. Das „Red“ kommt nämlich hier nicht alleine durch den Einsatz von Malzen, die im rotbraunen Farbspektrum verortet sind sondern zusätzlich vom Einsatz von Röstmalz oder unvermälzter Röstgerste. Eben diese Röstkomponenten verleihen dem Irish Red seine typische Note, die der BJCP wie folge beschreibt: „Finishes with a light taste of roasted grain, which lends a characteristic dryness to the finish“.

    Hier die Rezepte:

    Rezept „Fermentus Father Dixon’s Irish Red Ale“

    Ausschlagmenge: 20l
    Stammwürze: 12.8°P
    Alkohol: 5.2%vol
    Bittere: 29IBU
    Farbe: 32EBC

    Schüttung:
    1900g Pilsner Malz (39%)
    1900g Pale Ale Malz (39%)
    350g Haferflocken (7%)
    350g Melanoidinmalz (7%)
    300g Karamellmalz Rot (6%)
    50g Röstgerste (1%)

    Wasser:
    Hauptguss: 23l
    Nachguss: 4.5l

    Maische:
    4850g Schüttung Einmaischen in 23 Liter Wasser mit 56°C ergibt 55°C. 5 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 66°C. 75 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 78°C. 0 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    12g Fuggles Pellets 4.4%α 70min Kochen
    15g Northern Brewer Pellets 8%α 70min Kochen
    15g Fuggles Pellets 4.4%α 10min Kochen

    Hefe:
    WYEAST 1084 Irish Ale, Gärung bei 19°C

    Rezept „Fermentus Schwarzbier“

    Ausschlagmenge: 30l
    Stammwürze: 12.7°P
    Alkohol: 5.2%vol
    Bittere: 32IBU
    Farbe: 70EBC

    Schüttung:
    3000g Pilsner Malz (47%)
    1800g Wiener Malz (28%)
    700g Münchner Malz Typ II (11%)
    700g Melanoidinmalz (11%)
    220g Röstmalz Spezial Typ II (3%)

    Zusätze:

    Wasser:
    Hauptguss: 30l
    Nachguss: 12l

    Maische:
    6420g Schüttung Einmaischen in 30 Liter Wasser mit 44°C ergibt 42°C.
    Aufheizen auf 57°C. 5 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 63°C. 30 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 72°C. 30 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    25g Perle Pellets 5.2%α 70min Kochen
    30g Tettnanger Pellets 4%α 20min Kochen
    60g Perle Pellets 5.2%α 5min Kochen

    Hefe:
    Licher Brauerei


  2. Sud Nr. 71 „Fermentus Wiener Lager“ und Sud Nr. 72 „Fermentus Strong Bohemian Pilsener“

    Juni 5, 2017 by Heiko

    Nach langer Zeit stand endlich mal wieder ein Untergäriges auf dem Plan und dann gleich zwei Klassiker. Ein Wiener Lager (=Neuland für mich) und ein Böhmisches (Stark)Pils. Marco und ich haben wieder unsere beiden Braumeister nebeneinander gestellt. Das sieht immer sehr putzig aus, wenn der Kleine neben dem Großen steht. Irgendwann muss ich nochmal jemand mit nem 50er Braumeister auftreiben.

    Das Wiener Lager ist der wohl beliebteste und auch repräsentativste Bierstil Österreichs. Wer über Wiener Lager spricht muss zwangsläufig über Anton Dreher sprechen. Anton Dreher gilt als der Begründer der Herstellung von Lagerbieren.

    Er erkannte, dass für untergärige Biere, eine Technik, die aus Bayern stammte, entsprechende Kühlung und Lagerung entscheidend waren. Anton Dreher legte große Keller, gefüllt mit Natureis an, um sein Bier zu kühlen. Bis 1841 braute Anton Dreher in Schwechat obergäriges Kaiserbier, bis er 1840/41 ein helles untergäriges Lagerbier, das Schwechater Lagerbier, entwickelte, das er zunächst als Märzenbier bezeichnete. Dieser Biertyp erfreute sich bald größter Beliebtheit in Wien und später auch weltweit.

    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Dreher_senior

    Das Wiener Lager zeichnet sich durch seine feinen Malzaromen und seinen vollen Körper aus. Hopfenbittere und -Aromen spielen eine untergeordnete Rolle. Das Bier ist dunkelgolden bis bernsteinfarben und glanzfein. Es hat einen klar strukturierten untergärigen Charakter. Es gibt keine Fruchtester- oder Butteraromen.

    Das Böhmische Pilsener würde man klassischer Weise mit einem Zwei- oder Dreimaischeverfahren brauen. Aber Dekoktionen sind mit dem Braumeister nicht möglich und so haben wir uns dem gebeugt und eine klassische aufsteigende Infusion vorgenommen. Stilecht kommt böhmisches Malz (eigentlich müsste es genau genommen sogar Tennenmalz sein) und tschechischer Saazer Hopfen zum Einsatz. Unsere Version wird aber etwas stärker. Das „Strong“ vor dem Namen muss man sich natürlich verdienen.

    Als Verkostungshighlight gab es dieses Mal das Beard Bier von Rogue. Wie erwartet ist da natürlich mehr Folklore dran als geschmackliche Überraschungen. Hefe bleibt Hefe. Egal ob aus dem Bart eines Brauers, aus einer Hefebank oder eine wilde Flughefe. Klar erzeugen die natürlich unterschiedliche Aromen und gehören (ggf.) zu unterschiedlichen Stämmen, aber da ist schlicht und ergreifend nix „Ekliges“ dran. Folklore und Marketing eben. Ach ja, probiert haben wir es natürlich. Es schmeckt wie ein würziges Pale Ale, leicht säuerliche Noten, erfrischend, leicht fruchtig und ein bisschen was „Wildes“ hat’s dann doch. Kann aber auch Einbildung sein.

    Praktischerweise passen ein 20- und ein 10-Liter-Sud ziemlich akkurat gemeinsam in den Kühlschrank. Das extern Thermostat, das ich dazwischen geschaltet habe regelt die Temperatur genau auf 9-10°C und bietet somit optimale untergärige Bedingungen für die Lagerhefe.

     

    Hier noch die Rezepte

    Wiener Lager

    Ausschlagmenge: 20l
    Stammwürze: 12.4°P
    Alkohol: 5%vol
    Bittere: 26IBU
    Farbe: 15EBC

    Schüttung:
    3300g Wiener Malz (66%)
    1200g Münchner Malz Typ I (24%)
    500g Pilsner Malz (10%)

    Zusätze:

    Wasser:
    Hauptguss: 23l
    Nachguss: 6.2l

    Maische:
    5000g Schüttung Einmaischen in 23 Liter Wasser mit 60°C ergibt 57°C. 10 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 63°C. 30 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 71°C. 30 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 76°C. 10 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    20g Styrian Goldings Pellets 3.6%α zur Vorderwürze, 80min Kochen
    25g Styrian Goldings Pellets 3.6%α 70min Kochen
    20g Saazer Pellets 3.6%α 5min Kochen

    Hefe:
    Brewferm Lager, Gärung bei 10°C

    Strong Bohemian Pilsener

    Ausschlagmenge: 10l
    Stammwürze: 15°P
    Alkohol: 6.2%vol
    Bittere: 34IBU
    Farbe: 9EBC

    Schüttung:
    2600g Pilsner Malz Böhmisch (96%)
    100g Karamellmalz Hell (4%)

    Zusätze:

    Wasser:
    Hauptguss: 13l
    Nachguss: 1.4l

    Maische:
    2700g Schüttung Einmaischen in 13 Liter Wasser mit 60°C ergibt 55°C. 10 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 62°C. 45 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 71°C. 25 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 78°C. 10 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    20g Saazer Pellets 2.7%α zur Vorderwürze, 80min Kochen
    30g Saazer Pellets 2.7%α 70min Kochen
    12g Saazer Pellets 2.7%α 0min Kochen

    Hefe:
    Brewferm Lager, Gärung bei 10°C

     

     

     


  3. Sud Nr. 70 – „Fermentus Belgian IPA“

    Juni 5, 2017 by Heiko

    Der Vergärungsgrad und das Geschmacksprofil der Mangrove Jacks Belgian Triple Hefe haben mich so begeistert, dass ich es zu schade gefunden hätte die geernete Hefe in den Ausguss zu schütten. Ferner haben sich im Gefrierfach viele Reste toller Hopfen angesammelt, die feine Stopfaromen versprechen. Lange Rede kurzer Sinn … Bilder sagen mehr als 1000 Worte.

    Das Rezept:

    Ausschlagmenge: 19l
    Stammwürze: 15.4°P
    Alkohol: 6.8%vol
    Bittere: 59IBU
    Farbe: 15EBC

    Schüttung:
    2000g Wiener Malz (37%)
    2000g Maris Otter Malt (37%)
    500g Haferflocken (9%)
    300g Karamellmalz Belgisch (6%)
    300g Münchner Malz Typ II (6%)
    250g Rauchmalz (5%)

    Zusätze:
    10g Koriander (10min Kochen)

    Wasser:
    Hauptguss: 23l
    Nachguss: 4.5l

    Maische:
    5350g Schüttung Einmaischen in 23 Liter Wasser mit 70°C ergibt 67°C. 70 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 0°C. 78 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    25g Yellow Sub Pellets 6%α zur Vorderwürze, 90min Kochen
    25g Yellow Sub Pellets 6%α 70min Kochen
    20g Amarillo Pellets 8.9%α 5min Kochen
    20g Cascade Pellets 6.8%α 5min Kochen

    1. Runde
    30g Cascade Pellets 6.8%α 6 Tage Stopfen
    70g Comet (USA) Pellets 10%α 6 Tage Stopfen

    2. Runde
    40g Simcoe Pellets 12.9%α 6 Tage Stopfen
    30g Amarillo Pellets 8.9%α 6 Tage Stopfen
    10g Comet (USA) Pellets 10%α 6 Tage Stopfen

    Hefe:
    Craft Series M31 Belgian Tripel, Gärung bei 23°C


  4. Sud Nr. 69 – „Heller Bock“

    April 3, 2017 by Heiko

    Ich habe lange nicht mehr untergärig gebraut, genau genommen seit fast 1,5 Jahren nicht. Das liegt daran, dass es so viele tolle und spannende obergärige Bierstile und Rezeptideen auszuprobieren gibt. Obergärige Biere ist im Gärprozess grundsätzlich einfacher zu handhaben und benötigen zudem kürzere Zeiträume bei Gärung und Reifung. Nun habe ich aber einen neuen Wettbewerb zum Anlass genommen, meinen ersten untergärigen hellen Bock zu brauen. Neben den traditionellen untergärigen deutschen Vollbieren wie Pils, Export oder Helles ist ein heller Bock einer der Klassiker. Maibock und heller Bock werden dabei meist Synonym gebraucht und sind im Wesentlichen nicht trennscharf voneinander abzugrenzen. Auch der BJCP sagt das im Wesentlichen, da Maibock nicht als eigene Kategorie geführt wird. Im Wesentlich ist der Helle Bock durch folgende Kennzahlen beschrieben:

    • Stammwürze: 16° bis 17,5° Plato
    • Farbe: 11 – 23 EBC
    • Bitterkeit: 23 – 35 IBU
    • Alkoholgehalt: 6,3 – 7,4% vol.

    Der Grund, warum ich mich dafür entschieden habe ist nicht der Wunsch im Sommer ein Starkbier im Kühlschrank zu haben, sondern eine Ausschreibung der Brauerei Störtebeker in Stralsund. Die haben nämlich den strategisch klugen Schritt gemacht, die erste deutsche Meisterschaft im Hobbybrauen auszurufen und sich damit de facto eine Art Austragungsrecht gesichert. Ein vergleichbares Event veranstaltet die Brauerei Camba Bavaria schon seit einigen Jahren, aber die nennen das dann “ Camba Bierfestival mit Hobbybrauerwettbewerb“. Ein tolles Event, an dem ich 2016 zum ersten Mal teilnehmen konnte. Deutsche Meisterschaft klingt allerdings nach außen deutlich schwergewichtiger, obwohl es in der gleichen Liga spielt. Lange Rede kurzer Sinn. Das Motto für die Meisterschaft ist „Heller Bock“. Wobei Störtebeker es da mit dem klassischen Stil nicht so genau nimmt. Erlaubt sind auch obergärige Biere (außer Weizenböcke) und auch sonst geht man tolerant an die Definition heran.

    Allgemeine Infos:
    https://www.stoertebeker-brauquartier.com/de_de/das-festival-2017/

    Infos für Hobbybrauer:
    https://www.stoertebeker-brauquartier.com/de_de/informationen-fuer-hobbybrauer/

    Teilnahmebedingungen:
    https://cde.stoertebeker.com/uploads/file/20170327083732__Teilnahmebedingungen_Deutsche_Meisterschaft_Hobbybrauer.pd

    Ich besinne mich allerdings auf die klassische Definition, wohlwissend, dass ich mir damit vermutlich keinen Gefallen tue. Einen guten, klassischen, untergärigen, hellen Bock zu brauen halte ich für sehr viel anspruchsvoller, als ein schmackhaftes Strong Ale herzustellen. Dafür ist die Bandbreite toller obergäriger Hefe und auch Hopfensorten zu groß. Klar kann ich auch tolle (internationale) Aromahopfen in einen hellen Bock werden, aber klassisch bleibt klassischen und daher wurde es in meinen Fall deutscher Tettnanger Hopfen. Bei der Bewertung kann das gut und schlecht ausgehen. Entweder man wird für die Besinnung auf die traditionellen Stile gelobt oder man wirkt wie in ewiggestriger, unbeweglicher Protektionist ohne Fantasie, an dem die Craftbeerrevolution vorbeigegangen zu sein scheint. Mal schauen, ob ich es herausfinden kann.

    Am 29. Juli findet der Wettbewerb in Stralsund statt. Eine persönliche Anwesenheit ist verpflichtend. Daher steht das Ganze noch ein bisschen auf der Kippe, da ich nicht weiß, ob das hinhauen wird. Sind immerhin rund 750km oder 8 Stunden mit der Bahn … und das in der Ferienzeit. Mal abwarten. Das Bier dazu ist auf jeden Fall seit gestern bei 10°C in der Gärung.

    to be continued …


  5. Sud Nr. 68 – „Gouden Slok Belgian Triple“

    März 15, 2017 by Heiko

    Ein Tripel ist grundsätzlich ein belgisches Starkbier, das häufig neben Reinheitsgebot konformen Zutaten (Wasser, Gerstenmalz, Hopfen) auch weitere Bestandteile wie unvermälztes Getreide (Rohfrucht) oder Gewürze (z.B. Koriander) enthalten kann. Zudem werden gerne verschiedene Varianten Zuckersirup eingesetzt. Der Sirup enthält neben Wasser als ausschließlich natürlichen Rübenzucker, also Saccharose, aus der auch unser Haushaltszucker besteht. Das Besondere hierbei liegt vielmehr in der Sirupzubereitung. Durch Variation der Schmelz-  bzw. Kochtemperatur wird der Karamellisierungsgrad und dadurch die Farbe und Geschmack des Sirups bestimmt. Das beginnt bei dezenten Karamelltönen und geht über Aromen von Trockenobst und gebrannte Mandeln bis zu hin zu Noten von frisch geröstetem Kaffee.

    Das Farbspektrum geht dabei von neutral (also reines helles Zuckersirup, über golden, bernstein, kupfer, kastanienbraun bis hin zu fast schwarz anmutenden Sirupsorten. Ein Tripel zeichnet sich neben seinem Alkoholgehalt, seinem Gewürznoten, den fruchtigen Estern auch durch seine goldene Farbe aus. Daher kommt der goldene Kandissirup zum Einsatz. Die zugegebene Menge beträgt 16 Unzen, also umgerechnet rund 450g Zuckersirup. Den wird die Hefe später annährend vollständig vergären und den Vergärungsgrad nach oben treiben.

    Hier das Rezept:

    Ausschlagmenge: 20l
    Stammwürze: 16.5°P
    Alkohol: 8,0%vol
    Bittere: 28IBU
    Farbe: 9EBC

    Schüttung:
    4400g Pilsner Malz (79%)
    500g Weizenflocken (9%)
    450g Kandissirup Hell (8%)
    250g Haferflocken (4%)

    Zusätze:
    10g Koriander (10min Kochen)
    10g Orangenschale (10min Kochen)

    Wasser:
    Hauptguss: 23l
    Nachguss: 3.5l

    Maische:
    5600g Schüttung Einmaischen in 23 Liter Wasser mit 57°C. 5 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 63°C. 30 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 67°C. 10 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 72°C. 30 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 78°C. 0 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    5g Herkules Pellets 17.4%α 70min Kochen (10 IBU, 36%)
    12g Northern Brewer Pellets 9.4%α 40min Kochen (12 IBU, 43%)
    10g Northern Brewer Pellets 9.4%α 10min Kochen (6 IBU, 21%)

    Hefe:
    Craft Series M31 Belgian Tripel, Gärung bei 23°C


  6. Sud Nr. 67 „Southern Promise Pale Ale“

    März 1, 2017 by Heiko

    Die Bestände sind inzwischen fast zur Neige gegangen, da ich seit September nur zweimal die Möglichkeit hatte zu brauen. Neben dem Obergärigen Märzen vom 01.01.2017 habe ich am 29.01.2017 den Braumeister für ein Pale Ale mit südafrikanischem Hopfen („Southern Promise“) angeworfen. Ich habe gesehen, dass es den inzwischen auch zu bestellen gibt. Ich hatte das 100gr Päckchen über einen anderen Hobbybrauer direkt aus Südafrika bezogen. Auch dieses Mal habe ich wieder 20 Liter angepeilt, um 10 Liter zu einem „Southern Promise Single Hop Pale“ zu verarbeiten und die anderen 10 Liter erneut mit Hopfen zu stopfen.

    Das Basisrezept die 20 Liter Würze bzw. Jungbier sind identisch. Eine Hälfte wird nach Ende der Hauptgärung und der ersten Kalthopfungsrunde mit „Southern Promise“ abgefüllt. Die zweite Hälfte bekommt eine zusätzliche Stopfrunde mit Comet und Willamette spendiert. Entweder wird das eine Aromabombe oder eine Enttäuschung.

    Hier das Rezept:

    Ausschlagmenge: 20l
    Stammwürze: 13.7°P
    Alkohol: 5.6%vol
    Bittere: 40IBU
    Farbe: 16EBC

    Schüttung:
    1300g Maris Otter Malt (25%)
    1300g Wiener Malz (25%)
    1200g Pilsner Malz (24%)
    1000g Münchner Malz Typ II (20%)
    300g Karamellmalz Hell (6%)

    Wasser:
    Hauptguss: 23l
    Nachguss: 4l

    Maische:
    5100g Schüttung Einmaischen in 22.9 Liter Wasser mit 57°C.
    Aufheizen auf 62°C. 20 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 67°C. 20 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 69°C. 10 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 72°C. 15 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 78°C.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    15g Columbus/Tomahawk/Zeus (CTZ) Pellets 15.5%α 70min Kochen (30 IBU, 75%)
    15g Southern Promise Pellets 11.2%α 5min Kochen (10 IBU, 25%)
    85g Southern Promise Pellets 11.2%α 6 Tage Stopfen

    Hefe:
    Lallemand BRY-97 American Westcoast, Gärung bei 19°C

    Außerdem kam die modifizierte Abluftanlage zum Einsatz. Dieses Mal lief auch der Koch- bzw. Verdunstungsvorgang wie erwartet und die Würze kochte wallend. Auf der Außenseite wurde eine ordentliche Menge Dampf abgeführt wie man sehen kann.

     

    Folgende Optimierungen muss ich am Abluftsystem noch vornehmen:

    • Saubere (tropffreie) Befestigung des Übergangs von der Brüdenhaube zum Abluftrohr bzw. –schlauch
    • Möglichkeit zur Hopfengabe, ohne dass das die heiße Brüdenhaube hochgehoben werden muss
    • Bessere Lösung für das empfindliche (leicht verbeulende) Aluflexrohr finden
    • Ableitungsvorrichtung für Brüdenkondensatz entwickeln
    • Halte- und Hebevorrichtung für Brüdenhaube entwicklen (Wand- oder Deckenmontage?)

  7. Sud Nr. 66 „Fermentus Obergäriges Märzen“

    Januar 9, 2017 by Heiko

    Nach fast 3monatiger Pause konnte ich das neue Jahr erfreulicherweise und endlich mit einem Brautag beginnen. Das habe ich sehr vermisst. Außerdem habe ich dieses Mal im Braukeller gebraut. Klingt eigentlich logisch, aber bisher hatte ich keine Chance, die Brüden (Dämpfe) abzuleiten. Deswegen gab‘s ein paar Neuerungen. Ich schätze mal der heutige Beitrag wird für diejenigen wohl etwas zäh sein, die kein exponiertes Detailinteresse an den Themen haben.

    (Fake) Märzen oder ein obergäriges Untergäriges

    Dieses Mal stand die obergärige Variante eines Märzens auf dem Plan. Dieser Bierstil ist eigentlich per Definition untergärig, insofern ist das erstmal paradox. Die Zusammensetzung der Schüttung habe ich mir hier im Rezept von Michael abgeschaut.

    Also es soll hier ein obergäriges Bier gebraut werden, das in seinen Eigenschaften einem untergärigen Bier sehr nahe kommt. Dies soll grundsätzlich durch die Wahl einer neutrale vergärende Hefe erreicht werden. Diese wird zudem bei für Ihre Verhältnisse niedrigen Temperaturen eingesetzt. Dadurch soll ein klar strukturiertes Bier ohne merkbare Fruchtaromen (Fruchtester) entstehen, die beispielsweise viele Pale Ales auszeichnen. Viele Hefen sind bekannt für die Produktion bestimmter Ester und somit ihr charakteristisches Profil erhalten. Dieses Profil variiert (neben anderen Faktoren wie Anzahl der vitalen Hefezellen, Menge der verfügbaren Nährstoffe, Zuckerzusammensetzung der Würze, etc.) wiederrum mit der vorherrschenden Gärtemperatur. Jede Hefe hat dabei einen Temperaturbereich und ein Temperaturoptimum, in dem die Hefezellen am leistungsfähigsten sind. Grundsätzlich kann man stark vereinfacht sagen, dass die Hefen am unteren Ende des Temperaturbereichs weniger und am oberen Bereich mehr Aromaprodukte (aber mitunter auch unterwünsche Gärnebenprodukte) erzeugen. Die sorgen dann beim Konsumieren für die Wahrnehmung von Fehlgeschmäckern oder führen zu einer verstärkten Kopfschmerzneigung am Folgetag durch ungewollt entstandene Begleitalkohole. Durch die Vergärung im niedrigen Wirkungsbereich der Hefe bekommt das Bier einen lagerähnlichen Charakter und vor Allem der Malzkörper, aber auch die Hopfung können besser in den Vordergrund treten.

    Eine beliebte Hefesorten, die für ihr neutrales Profil bekannt ist die Nottingham Hefe. Dies kann man durch eine kühle Gärführung noch positiv beeinflussen und das habe ich in diesem Fall versucht.

    „Einmal absaugen bitte!“

    Als technische Neuerung habe ich einen Prototyp für eine Absauganlage erprobt, damit der Keller nicht zur finnischen Sauna und anschließend zur Schimmelhöhle wird. Eigentlich wollte ich diese Anlage nach dem Prinzip einer Strahlpumpe umzusetzen, um den notwendigen Lüfter nicht direkt den heißen Dämpfen auszusetzen. Das könnte nämlich die zu erwartenden Lebensdauer deutlich verringern. Aber die ersten Tests mit disem Prinzip waren unbefriedigend (was wohl mehr an einigen Details meiner Konstruktion, als am Prinzip selbst lag) und daher habe ich mich zunächst dagegen entschieden und doch den direkten Weg gewählt, nämlich den Lüfter (ziehend) im Abzugsrohr zu positionieren. Dazu wird auf die Brüdenhaube ein Flexschlauch gesteckt, der über eine 90° Biegung in ein DN110 HT Rohr führt, in dem ein Feuchtraum Lüfter (saugend) montiert ist und die Abluft nach draußen führt. Dazu habe ich eine OSB Platte in Fensterinnengröße zurecht geschnitten, das bei geöffnetem Fenster in die Öffnung eingepasst wird. Es gibt einen Ausgang für die Abluft und einen weiteren für frische Zuluft von außen, für die ein zweiter Lüfter sorgt. Zusätzlich habe ich noch eine kleine Acrylglasplatte als Sichtfenster eingebaut, um den herausgeleiteten Dampf direkt beobachten zu können.

     

    Ein Testlauf mit kochendem Wasser im Speidel Braumeister verlief erfolgreich. Der Brautag konnte also beginnen.

    Experimentelles Maischeschema

    Mein ursprüngliches Maischeschema war eigentlich traditionell und eher unspektakulär. Seit längerem habe ich allerdings einen Thread im Hobbybrauerformum verfolgt, in dem es (u.A.) darum ging, wie der Maischeprozess strukturiert sein müsste, um eine bestmögliche Erzeugung vergärbarer Zucker zu erreichen. Dies würde den Vergärungsgrad steigern und das fertige Bier trockener bzw. schlanker machen. Ob das dann noch der klassischen Erwartungshaltung eines Märzen stand halten kann, weiß ich nicht. Auf jeden Fall unterstützt es den schlanken Charakter eines Lagerbieres, den ich ja versuche vorzutäuschen. Hinsichtlich des Körpers des Bieres baue ich auf den Einsatz des Wiener und des Münchener Malzes, sowie der kleinen Portion CaraHell.

    Das Schema sieht wie folgt aus:

    57°C. 5 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 62°C. 15 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 65°C. 20 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 67°C. 25 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 69°C. 10 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 72°C. 20 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 78°C.

    Quelle: http://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?p=177854#p177854

    Das Maischen an sich verlief relativ unspektakulär. Das Schrot hatte ich sehr grob durch die Mühle laufen lassen, da sich sowohl der Hersteller, als auch andere Nutzer einig sind, dass dies zur besten Ausbeute führt. Ich war zunächst skeptisch, da in meinen Augen doch ein nicht unerheblicher Anteil nicht aufgebrochener Malzkörner zu erkennen war. Dennoch habe ich das Schrot so eingemaischt. Auf Hilfsmittel wie Distanzrohre oder das manuelle Drehen des Malzrohr während des Maischens habe ich bewusst verzichtet, um herauszufinden, was der Braumeister mit diesem Verfahren für eine Ausbeute liefern kann. Für die Berechnungen angenommen habe ich vorsichtige 55%. Dies hätte bedeutet, 20 Liter Ausschlagwürze mit 13,2°Plato bei 5,3kg Malzschüttung. Nach dem Läutern waren es dann rund 26 Liter Würze. Gemessen habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht, da die “Pfanne voll“ Menge erst sukzessiv durch das Nachgießen des Nachlaufs aus dem abtropfenden Malzrohr zustande kam. Bei einer angenommenen Verdampfungsrate von 15%/Stunde, einer Kochzeit von 80 Minuten und einem Flüssigkeitsverlust im Hopfentreber von ca. 1 Liter habe ich mit 20 Liter Ausschlag gerechnet. Tatsächlich wurden es dann 22,5 Liter Ausschlagmenge mit 13,5°Plato Stammwürze. Dies entspricht einer Sudhausausbeute von 64% und einer Verdampfungsrate von nur 7,3%/Stunde. Das heißt das Absaugsystem hat die Verdampfungsrate unerwartet verringert. Ich nehme an, die Lüfterleistung war so stark, dass die heiße Dampfglocke über der kochenden Würzeoberfläche so stark abgezogen wurde, dass es zu einer Temperaturabsenkung der Würze kam und dadurch kein wallendes Kochen zustande kommen konnte. Das verringerte die Verdampfungsrate und es blieb mehr Würze als geplant in der Sudpfanne. Das muss ich analysieren und nochmal an die Blaupause zurück. Ich bin gespannt, wie sich dies auswirkt. Möglicherweise wurde dadurch auch die Austreibung unerwünschter Malzinhaltstoffe negativ beeinflusst und das Ausfällen der Eiweiße gehemmt. Wenn das Bier nachher also trüb ist und nach gekochtem Gemüse riecht, dann ist’s in die Hose gegangen. Durch die überraschenderweise gesteigerte Ausbeute, was mit der Absaugung nichts zu tun hat ist die Würze trotz größerer Ausschlagmenge dennoch fast genau bei der Zielstammwürze gelandet. Allerdings wird sich nun die Bitterkeit etwas verringern, da diese für 20 Liter berechnet war. Die wird nämlich von 29 auf ca. 25 IBU sinken habe ich überschlagen. Aber das darf’s bei einem (Fake) Märzen auch gerne sein. Das ist kein Beinbruch.

    Arschkalt hier!

    Angestellt, habe ich die Würze dann bei ca. 16° Temperatur und die Würze dann weiter auf 13°C abgekühlt. Nach rund 12 Stunden ist die Nottingham Hefe gemächlich angekommen und die Kräusen sind im Gäreimer zu sehen. Im Gärspund ist allerdings kein exzessives Blubbern zu vernehmen. Wie auch, den Hefezellen ist einfach kalt. Sie machen zwar ihren Job, nur eben langsam. Wer arbeitet schließlich schon gerne draußen, wenn‘s arschkalt ist.

    UPDATE vom 08.01.2016

    Trotz Durschnittstemperaturen von 14°C hat die Nottingham Hefe die 13,5°Plato kompromisslos auf 2,7°Plato vergoren und einen scheinbaren Vergärungsrad von 80% erreicht. Das erstaunt mich dann doch und zeigt wie robust die Hefe ist. Ach ja, gemssen hab ich mit meinem gewonnen Easy Dens. 🙂

    Der Geruch nach einer Woche ist vielsversprechend, klar und lagerähnlich, einen Hauch Schwefel und Diacetyl nehme ich war.Ich lasse das Jungbier nun eine weitere Woche bei ca. 19°C stehen.

    to be continued …


  8. Sud Nr. 65 „Needlejuice“ Pale Ale und Sud Nr. 66 „Cascadian Meadow“ Pale Ale

    Oktober 3, 2016 by Heiko

    Am 25. und 26.11. findet in Mainz die 2. Craftbeermesse statt. Auch dieses Jahr wird es wieder einen Hobbybrauerwettbewerb geben. Nachdem ich im Vorjahr gemäß der Vorgabe „Dunkles Winterbier“ mein Charming Chocolate Lager eingereicht habe, lautet das diesjährige Motto „Pale Ale Plus“. Das Plus steht für eine Extrazutat wie Früchte oder Gewürze. Da ich aktuell kein Interesse an Experimenten mit Früchten habe, sollte es eher in die würzige Richtung gehen. Zutaten wie Koriander, Rosmarin, Zitronengras, Ingwer, etc. sind beim Brauen mit Gewürzen nichts allzu besonders mehr. Nach wie vor z.T. exotisch für den Standard Biertrinkergaumen, aber nicht wirklich ungewöhnlich. Um im Zweifelsfall aus zwei Bieren wählen zu können habe ich mich für ein Basis Pale Ale Rezept entschieden, um diese Würze dann zu teilen und zu zwei Bieren auszubauen. Das Basisrezept zum Herstellen von 20 Liter Bierwürze sieht wie folgt aus

    Schüttung:
    2200g Wiener Malz (46%)
    2200g Maris Otter Malt (46%)
    180g Karamellmalz Pils (4%)
    120g Rauchmalz (3%)
    100g Karamellmalz Belgisch (2%)

    Maische:
    4800g Schüttung Einmaischen in 22 Liter Wasser mit 57°C.
    Aufheizen auf 67°C. 70 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 78°C.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Die Würze habe ich dann in zwei Teilsude geteilt. Für die erste Hälfte habe ich mir überlegt, ein Bier mit Fichtenspitzen zu brauen, das das traumhafte Aroma eines sommerlichen Nadelwaldes verströmt. Es soll dann natürlich nicht schmecken wie eine Rheumasalbe oder ein Saunaaufguss, sondern dezent würzig und harzig. Zur Komposition des Gesamtgeschmacks habe ich mich für zwei Hopfensorten entschieden, die für Ihre harzigen Töne nach Kiefer und Pinie bekannt sind, nämlich Chinook und Simcoe. In der Summe mit 37 Bittereinheiten und knapp 14°Plato Stammwürze (=knapp 6° Alkohol) kann ich mir das gut vorstellen.

    Getrockene Fichtenspitzen (Knospen und Nadeln)

    Für die zweite Hälfte der Würze habe ich mich für Heublumen Aroma entschieden. Das Bier soll dezent nach einer spätsommerlichen Almwiese duften und darüber hinaus frische, blumige Zitrusnoten haben. Letzteres soll durch Cascade Hopfen entstehen. Cascade war einer der ersten „Hype-Hopfensorten“  als vor ca. 3 Jahren die Craftbeerwelle gestartet ist. Beinahe jeder hatte ein Pale Ale oder IPA mit Cascade am Start. Auch in Weizebieren und allerlei anderen Stilen fand man diese Hopfensorte. Wie es mit Trends so ist, kamen dann schnell nacheinander andere Sorten wie Amarillo, Citra, Centennial, Comet, Nelson Sauvin, etc. Ich finde das Cascade Aroma nach wie vor klasse und habe mich für ein persönliches Revival entschieden. Für das Heuraroma habe ich mich gegen das Sammeln von Heu auf den Wiesen in meiner Region entschieden. Bei uns wird sehr intensive Landwirtschaft betrieben und da ist die Jauche des Bauern von nebenan vermutlich noch das kleinste Problem. Ich habe mich daher für Bio Heublumen aus einem Onlineshop entschieden.

    Getrocknete Heublumen

    In beiden Fällen habe ich die Zutaten zum Ende des Hopfenkochens in die Sudpfanne gegeben und während der Nachisomerisierungszeit ca. 15 Minuten in der Würze ziehen lassen und dann abgeseiht.

    Das Aroma des Fichtensuds war zunächst kräftig, aber nicht unangenehm … wenn man den Geruch von Fichtenwäldern mag natürlich. Das Heu war im Sudkessel deutlich zu riechen, aber in der abgekühlten Würze eher unauffällig. Ich bin gespannt, ob die Biere ggf. in den Ausguss müssen. Spannend finde ich das was mich erwartet allemal.

    UPDATE vom 17.12.2016

    Tja, was soll ich sagen … es ist eingetreten womit ich niemals gerechnet hätte. Das Fichten Pale Ale hat sich gegen knapp 40 andere Hobbybrauerbier durchgesetzt und den Wettbewerb in Mainz gewonnen!

    Hier die Rückmeldung vom Veranstalter:

    Hallo Heiko,

    herzlichen Glückwunsch, du hast den Mainzer Hobbybrauerwettbewerb gewonnen.

    Dein Needlejuice hat die komplette Jury überzeugt.
    Ein wirklich gelungenes, kreatives und ausgewogenes Bier mit tollem Aroma. Der deutliche Fichtengeruch harmoniert sehr gut mit den leichten Zitrusfrucht- und Ananasaromen. Der schlanke Körper, die spritzige Rezenz und die leichte Bittere sind hervorragend ausbalanciert.
    Wir waren wirklich alle begeistert von deinem Bier. Wir prüfen momentan noch die Möglichkeit, es für die nächste CraftBeerMesse brauen zu lassen. Sobald sich etwas konkretes ergibt, würde ich auf dich zukommen. Bis dahin viel Spaß mit deinem EasyDens von Anton Paar. Müsste bis spätestens Mittwoch bei dir eintreffen.

    Noch mal Gratulation zu deinem wirklich tollen Bier

    Die Meldung bei Facebook dazu gibt hier.

    Tja, was soll ich sagen. Ich bin mega happy und freue mich über den Sieg und über das Easy Dens Messgerät von Anton Paar, das gleich beim nächsten Sud zum Einsatz kommen wird.


  9. Sud Nr. 64 – Fermentus Dunkles Weißbier

    September 25, 2016 by Heiko

    Nach einigen Experimenten und Bieren mit zusätzlichen Zutaten stand an diesem Wochenende ein Klassiker auf dem Plan: Ein dunkles Hefeweizen. Ich sage bewusst Klassiker und verwende nicht den Begriff „Reinheitsgebot“, den genau nach diesem sind Weizenbiere eigentlich per Definition nicht gebraut. Der bayerische Brauerbund sieht das natürlich etwas anders. Gerste, Hopfen und Wasser stehen im RHG von 1516 und von Weizen ist da erstmal nicht die Rede. Die Geschichte, dass man seinerzeit den wertvollen Weizen vor dem Braukessel schützen wollte, um genug davon zum Brotbacken zu haben sei mal nur am Rande erwähnt. Die Bayern sehen dies wie bereits gesagt ein wenig anders.

    Der bayerische Brauerbund wäre ja nicht der bayerische Brauerbund, wenn man sich nicht Welt so biegen würde, wie es ins Konzept passt. Sie schreiben …

    Beim Reinheitsgebot handelt es sich also eher um ein Verbot, was nicht ins Bier hinein darf, als um eine Verpflichtung, was hinein muss. Da die Verwendung von Weizen jetzt schon seit über 450 Jahren als im Einklang mit dem Bayerischen Reinheitsgebot von 1516 gesehen wird, darf man wohl von einer traditionellen Anerkennung sprechen.

    Wie sollte Weizenbier auch nicht dem Sinn des Reinheitsgebotes von 1516 entsprechen, wenn Herzog Wilhelm IV. erst gemeinsam mit seinem Bruder Ludwig X. dieses „Reinheitsgebot“ erlässt und einige Jahre später selbst und ausschließlich den Degenbergern die Weißbierproduktion ausdrücklich gestattet?

    Quelle: http://www.bayrisch-bier.de/bier-wissen/geschichte-des-weisbieres

    Unabhängig davon wie sensationell ich den Begriff der „traditionellen Anerkennung“ finde („Des moch ma hoit einfoch so lang, bis des a Tradition is.“) ist das wieder mal typisch. An den Stellen, an denen es die eigene Vorgehensweise legitimiert interpretiert man es so wie es einem gerade in die Folklore passt und anderer Stelle nutzt man das Reinheitsgebot als Totschlagkriterium. Jo Himmel Herrgott Sakra!

    Hmmm, aber ist genau das nicht das exegetische Urpoblem, also das der Auslegung von (auch gerne mal heiligen) Schriften? Zu interpretieren, was genau „im Sinne“ des Verfassers ist und dies dann als Dogma festzulegen ist schon höchst fragwürdig. Ein sehr aktuelles Thema. Okay es ist eher unwahrscheinlich, dass sich der Huber Johann (64 Jahre, Weißbierbrauer) morgen mit einer C4-Lederhose bestückt auf einem Craftbeerfestival in die Luft sprengt, weil dort ein Belgisches Witbier ausgeschenkt wird und dies sicherlich nicht im „Sinne“ von Herzog Wilhelm IV sein kann. Aber „Bier“ dürfte man bei diesem „obergärigen Biermischgetränk“ (jaja, so müsste das dann heißen) trotzdem nicht auf die Flasche schreiben, geschweige denn es als selbiges in Umlauf bringen. Eine verrückte weiß-blaue Welt ist das manchmal.

    Aber sei’s drum. Im Mittelpunkt stand heute ohnehin nicht die Diskussion ums Reinheitsgebot, sondern das leckere dunkle Weißbier, das ich mit meinem Schwiegerpapa als Geburtstagsgeschenk eingebraut habe. Um den Ablauf eines Brautages, Die Arbeitsschritte und die Funktionsweise einer (Hobby)Brauanlage kennenzulernen, blieb der Speidel Braumeister im Keller und meine manuelle Anlage kam mal wieder zum Einsatz. Das heißt Schroten, Heizen, Rühren, Schöpfen, Schütten, Läutern, … alles per Hand, um möglichst viel vom gesamten Prozess kennen lernen zu können.

    Zum Frühstück gab‘s traditionell Weißwurst, Brez’n und Weißbier. Und stilecht haben wir die Weißwürste in der Maische gegart. Keine Angst, die haben wir natürlich nicht direkt in den Maischekessel geworfen, sondern vakuumiert, quasi „Weißwurst sous vide“.

    weisswurst

    Der Brautag hat wirklich viel Spaß gemacht und erst nach der Endreinigung hat es dann angefangen zu regnen. Gambrinus war uns wohlgesonnen und alleine deswegen muss es ein prima Bier werden.

    Da die Wahl der Hefe in meinen Augen der wichtigste Aspekt beim Kreieren eines guten Weißbieres ist, habe ich mich entschieden die Hefe der zurecht sehr beliebten Brauerei Schneider zu nutzen. Dazu muss man als Hobbybrauer nicht viele hundert Kilometer bis in bayerische Kehlheim fahren, sondern nur in den gut sortieren Getränkemarkt um die Ecke. Die Brauerei Schneider nutzt nämlich auch zur Flaschengärung ihre Weißbierhefe und pasteurisiert die Flaschen zudem nicht. Das heißt in jungen Schneiderflaschen ist vitale Hefe im Bodensatz der Flasche enthalten und kann mit ein wenig Geschick zum Vergären eines eigenen Weißbieres eingesetzt werden. „Hefe strippen“ nennt das der Hobbybrauer und macht regen Gebrauch davon. Ich konnte Flaschen auftreiben, die nur 4 Wochen seit der Abfüllung lagerten und daraus die Hefe gewinnen. Die Bodenätze von insgesamt fünf Flaschen habe ich dann einige Tage mit einer Würze aus Trockenmalzextrakt angefüttert. Die hat dann letztendlich so heftig losgelegt, dass es seit langem mal wieder die Hochkräusen durch den Gärspund gedrückt hat.

    schneider_hefe

    Aktive kleine Bastards diese „Schneidersens“.

    Hier das Rezept:

    Ausschlagmenge: 20l
    Stammwürze: 12.5°P
    Alkohol: 5%vol
    Bittere: 11IBU
    Farbe: 40EBC

    Schüttung:
    2000g Weizenmalz dunkel (46%)
    2000g Münchner Malz Typ II (46%)
    300g Melanoidinmalz (7%)
    30g Röstmalz Spezial Typ II (1%)

    Zusätze:

    Wasser:
    Hauptguss: 16l
    Nachguss: 8.9l

    Maische:
    4330g Schüttung Einmaischen in 16 Liter Wasser mit 54°C. 10 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 62°C. 35 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 72°C. 30 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 78°C. 0 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    15g Tettnanger Pellets 4%α 70min Kochen
    10g Tettnanger Pellets 4%α 20min Kochen

    Hefe:
    Schneider Weisse, Gärung bei 21°C

     


  10. Sud Nr. 63 – Transatlantic White IPA

    August 28, 2016 by Heiko

    Nach dem Brautag des Witbiers am letzten Wochenende konnte ich das Jungbier bereits diese Woche abfüllen, da die Hefe wie ein Panzer durch die Würze planiert ist. Bereits nach 24 Stunden war Ruhe im Gärröhrchen und bereits nach 2 Tagen war scheinbar der Endvergärungsgrad erreicht. Der Restextrakt änderte sich für weitere 5 Tage nicht mehr.

    Da es sehr schade gewesen wäre, die vitale Hefe zu verwerfen und ich ohnehin schon länger ein White IPA brauen wollte, habe ich beschlossen, dies  kurzerhand zu tun. Ein White IPA ist ein Hybrid aus einen belgischen Witbier und einem amerikanischen India Pale Ale (IPA).

    Hier sind zwei gute (englischsprachige) Artikel zum Stil „White IPA“:

     

    Nachdem der letzte Brautag noch bei Nieselregen im überdachten Kellerabgang stattfinden musste, war das Wetter dieses Mal perfekt für ein Sommerbrautag.

    summ

    Während der Speidel Braumeister durch die Rasten manövrierte, hab ich mich in den aufblasbaren Pool gelegt. Ich hatte schon „anstrengendere“ Brautage muss ich sagen.

    Auch dieses Mal habe ich Weizenrohfrucht verwendet, nur wesentlich feiner gemahlen, um die Ausbeute zu verbessern. Das rohe getrocknete Weizenkorn ist wirklich steinhart. Daher habe ich die elektrische Getreidemühle mit dem Steinmahlwerk verwendet, um die Körner relativ fein zu zerkleinern. Auch die wit-typischen Gewürze waren wieder am Start, dieses Mal ergänzt durch eine Prise Anis und Fenchel.

    zut

    Neben der höheren Stammwürze ist vor Allem der großzügige Hopfeneinsatz der maßgebliche Unterschied (im Vergleich zum Witbier) bei diesem Bierstil, wie man aus der folgenden Gegenüberstellung entnehmen kann.

    Hier nochmal zum Vergleich:

    Wit White IPA
    Stammwürze  ca. 11-15°Plato  ca. 14-17°Plato
    Alkohol  ca. 5-7% vol.  ca. 5,5-7,5% vol.
    Bitterkeit  <= 10 IBU  ca. 40-70 IBU
    Farbe  4-6 EBC  8-14 EBC

     

    Quelle: http://www.bjcp.org/docs/2015_Guidelines_Beer.pdf

    Hier das Rezept:

    Rezept „Fermentus White IPA“

    Ausschlagmenge: 15l
    Stammwürze: 16.6°P
    Alkohol: 6.7%vol
    Bittere: 50IBU
    Farbe: 9EBC

    Schüttung:
    1800g Pilsner Malz (36%)
    1400g Pale Ale Malz (28%)
    600g Weizenflocken (12%)
    500g Reisflocken (10%)
    400g Karamellmalz Pils (8%)
    150g Sauermalz (3%)
    150g Haushaltszucker (3%)

    Zusätze:
    9g Orangenschale (10min Kochen)
    6g Koriander (5min Kochen)
    1,5g Fenchel (5min Kochen)
    1,5g Anis (5min Kochen)

    Wasser:
    Hauptguss: 20l
    Nachguss: 1.5l

    Maische:
    5000g Schüttung Einmaischen in 20 Liter Wasser mit 51°C ergibt 50°C. 10 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 55°C. 20 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 67°C. 80 Minuten Rast.
    Abmaischen bei 78°C wenn Jodnormal

    Hopfen:
    5g Columbus Pellets 15.5%α zur Vorderwürze, 90min Kochen
    5g Chinook Pellets 12.9%α 30min Kochen
    5g Falconers Flight Pellets 9.1%α 30min Kochen
    5g Yellow Sub Pellets 6%α 30min Kochen
    8g Falconers Flight Pellets 9.1%α 10min Kochen
    10g Chinook Pellets 12.9%α 10min Kochen
    8g Yellow Sub Pellets 6%α 10min Kochen
    30g Yellow Sub Pellets 6%α 6 Tage Stopfen
    30g Falconers Flight Pellets 9.1%α 6 Tage Stopfen
    30g Chinook Pellets 12.9%α 6 Tage Stopfen

    Hefe:
    Craft Series M21 Belgian Wit, Gärung bei 22°C