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Posts Tagged ‘Rauchmalz’

  1. Sud Nr. 79 – „Johannes Rau … chbier“

    Januar 11, 2018 by Heiko

    Endlich mal wieder ein Rauchbier seit dem Five Grain Red Smoked Ale. Auch wenn es einige Rauchbier auf dem Markt gibt, fristen diese an sich nach wie vor ein Nischendasein und haben einen festen, aber relativ kleinen Liebhaberkreis. Ich gehöre ganz fest zu diesem Kreis und hab es endlich geschafft, mal wieder ein solches aufzulegen. Der bekanntesten Verteter sind sicherlich die Schenkerla Rauchbiere der Brauerei Heller aus Bamberg.

    Das Rauchmärzen ist sicherlich der Klassiker und eines der „potentesten“ seiner Art. Man hasst es oder man liebt es. Beim saisonalen „Eiche Doppelbock“ würde ich sogar sagen, man „vergöttert“ es oder man hasst es.

    Meine gewagte und unrealistische Hoffnung, dass Rauch das neue IPA werden würde, hat sich natürlich schnell zerstreut. Erstaunlicherweise fahren aktuell alle auf Sauerbiere ab. Damit kann ich wiederum eher weniger anfangen, aber naja. Leben und leben lassen … auch das gibt sich wieder.

    Übertrieben habe ich es mit dem Rauchanteil allerdings nicht. 40% Rauchmalz und 10% getorftes Whiskymalz waren (im Vgl. zu 100% Rauchmalz bei Heller) meine Wahl. Zudem ist es ein Ale und kein Lager geworden. Ergebnis: Ein wundervolles Ale, hell, rauchig, vollmundig, würzig. Ich (persönlich) bin sehr zufrieden.


  2. Sud Nr. 55 „Lupulus Maximus“ (Imperial IPA) und Sud Nr. 56 „Strong Smoked Wheatporter“

    März 8, 2016 by Heiko

    Hopfenverwertung

    Hopfen ist in den einschlägigen Hobbybrauershops meist in der Konfektionsgröße „100 Gramm“ erhältlich. In einigen Shops gibt es auch größere Gebinde und manchmal auch 50g Packungen. Wie man es dreht und wendet … in der Regel bleiben bei allen Rezepten mehr oder weniger Hopfenreste übrig. Und so ist es beinahe unvermeidlich, dass die Restbestände im Gefrierfach stetig anwachsen. 22 Gramm Cascade hier, 17 Gramm Equinox da, hier doch 30 Gramm Spalter Select, da noch 37 Gramm Northern Brewer.

    Dass man dann regelmäßig Restmengen entsorgen muss, ist beinahe unvermeidlich. Um dem zumindest ein bisschen entgegen zu wirken, bieten sich „Resteverwertungsrezepte“ mit viel Hopfeneinsatz an. Da ich bereits seit längerer Zeit vor hatte, ein doppelt gestopftes Imperial IPA zu brauen, habe ich nach einer Inventur meines Gefrierfachs ein passendes Rezept zusammengestellt.

    Imperial IPA

    Bei Imperial India Pale Ales (auch Double IPAs genannt) werden die beim „normalen“ IPA ohnehin schon im Mittelpunkt stehenden Eigenschaften Stammwürze, Hopfenaroma, Bitterkeit und Alkoholgehalt nochmal verstärkt und hervorgehoben. Das Ergebnis sind buchstäbliche Monster an Aromakomplexität. Biere, die weniger zum Reinschütten, als mehr zum genüsslichen „Sezieren“ geeignet sind. Polarisierend, heftig und mit dem Potential, jeden unbedarften Einsteiger für immer für diesen Bierstil zu vergraulen.

    Knapp 22° Plato. Selbst für Spindel zuviel. Die endet nämlich bei 20° Plato.

    Knapp 22° Plato. Selbst für die Spindel zu viel. Die endet nämlich bei 20° Plato.

    Hier einige berühmte Vertreter , die bei ratebeer.com alle 99 bzw. 100 Punkte (von 100 versteht sich) abgreifen konnten.

     

    Auf der Braukunst Live in München vorletztes Wochenende hatte ich die Chance das Ruination IPA von Stone zu probieren. 8,5% Alkohol und über 100 IBU! Ein wirklich sehr feines Imperial IPA. Leuchtend orange Farbe, Geruch nach Pinie, Orange, Grapefruit, Frühlingsblumen, eine Hopfenbombe, kräftiger Körper, überraschend trocken für die hohe Stammwürze, fette Bitterkeit, deutlich anhaftend.

    Stiltypisch stelle ich mir sowas ähnliches vor. In seiner konkreten Ausprägung allerdings aromatisch mit anderen Schwerpunkten.

    Strong Smoked Wheatporter

    Ein Wheat Porter ist ein Hybrid aus einem Weizenbier und einem Porter. Aus ersterem stammt im Wesentlichen ein Schüttungsanteil Weizenmalz und die eingesetzte Hefe. Der Porter Teil bezieht sich auf die Anteile an Spezialmalzen, die typisch für ein Robust Porter sind.

    Fein gemahlenes Black Malt

    Fein gemahlenes Black Malt

    Das „Smoked“ kommt hinzu, da ich das Weizenmalz durch Eichenrauchweizenmalz ersetzt habe. Das gleiche Malz, das ich beim Brauen des polnischen Grätzers zu 100% eingesetzt habe. Das „Strong“ ergibt sich aus der Tatsache, dass mit knapp 16% Stammwürze und rund 6,6 Volumenprozent Alkohol ein stärkers Bier herauskommen wird. Das ist eigentlich ein typisches Winterbier für Abende am knisternden Kaminfeuer. Schwarz, malzig, rauchig und gehaltvoll, aber auch im sich anbahnenden Frühling wird das ganz gut passen denke ich und ist auf jeden Fall ein heißer Kandidat fürs Angrillen. 😉

    Dekoktion: Kochen der Dickmaische

    Dekoktion: Kochen der Dickmaische

    Induktionsplatte

    Letzte Woche habe ich endlich meinen lange gehegten Plan in die Tat umgesetzt und habe mir eine Gastronomie Induktionsplatte von Hendi zugelegt. Das Teil hat 3500 Watt Leistung, ist in 100W Stufen regelbar und kein Vergleich zum Ceranfeld des Küchenherds. Da ich in den Wintermonaten nicht (mehr) draussen mit dem Gaskocher braue, wird die Platte u.a. den Kochleistungsengpass beim Indoorbrauen beheben.


    So lassen sich zu einen Doppelsude in der Küche effektiver verzahnen und zum anderen ist die Kochleistung grundsätzlich viel gezielter steuerbar. Ferner ist damit der nächste Schritt getan, perspektivisch im Keller brauen zu können. Dafür muss ich mir aber u.a. noch einige Gedanken zum Thema Dampfabzug machen.

    Nicht nur Hopfenreste sammeln sich im Laufe der Zeit an, auch die Restmengen an Karamell- und Spezialmalze wächst langsam aber stetig. Basismalze wie Pilsener, Wiener, Münchener oder Pale Ale Malz erreichen selten eine lange Lagerzeit, da sie je nach Rezept den Großteil der Schüttungen ausmachen. Bei Sondermalzen ist das etwas anderes. Durch ihre speziellen und varrierenden Aromaprofile und Intensität kommen i.d.R. eher geringe Schüttungsanteile zustande, die je nach Bierstil variieren.

    schuettung

     

    Aus den vorhandenen Lagerbeständen habe ich die folgenden beiden Rezepte erstellt.

    Fermentus Strong Smoked Wheatporter

    Ausschlagmenge: 10l
    Stammwürze: 15.8°P
    Alkohol: 6.6%vol
    Bittere: 24IBU
    Farbe: 71EBC

    Schüttung:
    1400g Eichenrauchweizenmalz (50%)
    600g Münchner Malz Typ II (22%)
    350g Pale Ale Malz (13%)
    150g Karamellmalz dunkel Typ II (5%)
    100g Haferflocken (4%)
    100g Karamellmalz Aroma (4%)
    50g Rauchmalz (2%)
    30g Black Malt (1%)

    Wasser:
    Hauptguss: 7l
    Nachguss: 7.5l

    Maische:
    2780g Schüttung Einmaischen in 7 Liter Wasser mit 65°C ergibt 62°C. 40 Minuten Rast.
    Dekoktion mit 2.5 Liter Dickmaische ergibt 72°C. 20 Minuten Rast.
    Dekoktion mit 2 Liter Dünnmaische ergibt 78°C.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    8g Northern Brewer Pellets 8%a 70min Kochen
    8g Northern Brewer Pellets 8%a 10min Kochen

    Hefe:
    Erntehefe (Danstar Munich Wheat/Gozdawa Bavarian Wheat) aus Gärung Comet Weizenbock, Gärung bei 20°C

    Fermentus „Lupulus Maximus“ (Imperial IPA)

    Ausschlagmenge: 8l
    Stammwürze: 19.5°P
    Alkohol: 8.6%vol
    Bittere: 101IBU
    Farbe: 27EBC

    Schüttung:
    2200g Maris Otter Malt (71%)
    300g Crystal Malt 40°L (10%)
    300g Haferflocken (10%)
    300g Haushaltszucker (10%)

    Wasser:
    Hauptguss: 9.3l
    Nachguss: 3l

    Maische:
    3100g Schüttung Einmaischen in 9.5 Liter Wasser mit 69°C ergibt 66°C. 60 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    10g Columbus Pellets 15.5%a zur Vorderwürze, 80min Kochen
    10g Simcoe Pellets 12.9%a zur Vorderwürze, 80min Kochen
    7g Citra Pellets 13%a 10min Kochen
    7g Amarillo Pellets 8.9%a 10min Kochen
    7g Chinook Pellets 12.9%a 10min Kochen
    15g Equinox Pellets 13%a 6 Tage Stopfen (1.Runde)
    15g Citra Pellets 12%a 6 Tage Stopfen (1.Runde)
    15g Amarillo Pellets 9.5%a 6 Tage Stopfen (2.Runde)
    15g Fantasia Pellets 12%a 6 Tage Stopfen (2.Runde)
    10g Chinook Pellets 12.5%a 6 Tage Stopfen (2.Runde)

    Hefe:
    Fermentis Safale US-05, Gärung bei 19.5°C


  3. Sud Nr. 45 Fermentus „Five Grain Red Smoke Ale“ und Sud Nr. 46 „The Manfred German IPA“

    November 2, 2015 by Heiko

    Am Samstag, den 31.10.2015 habe ich zum ersten Mal einen Minidoppelsud auf der kleinen Anlage gebraucht. Mittlerweile braue ich am liebsten in der (knapp) 10 Liter Klasse. Das ist zwar vom Bierausbeutefaktor (gemessen am Arbeitsaufwand) ziemlich ineffizient, aber auf diese Weise kann ich mehr Rezepte und Stile ausprobieren, ohne gleich 25 oder 45 Liter pro Sorte im Keller stehen zu haben. Klingt zwar jetzt für den einen oder anderen irgendwie absurd („Zu viel Bier im Keller?“), aber auch trotz dieser verhältnismäßig kleinen Braumengen habe ich absolut keinen Mangel.  Und das Brauen macht ebenso viel Spaß wie das Verkosten.

    Obendrein ist ja manchmal auch schon das eine oder andere Rezept dabei, dass entweder sehr „experimentell“ (ThaiPA, Pumpkin Ginger Ale“, etc.) oder „masseninkompatibel“ (Black IPA, Scotty McMalt, Grätzer, etc.) ist, so dass man es nicht unbedingt jedem anbieten kann.
    Dieses Mal standen ein „Five Grain Red Smoke Ale“ und ein „German IPA (The Manfred)“ auf dem Todo Zettel.

    Five Grain Red Smoke Ale

    Der Name beschreibt bereits grob, worum es sich hierbei handelt.

    Five Grain

    … weil fünf verschiedene (vermälzte) Getreidesorten zum Einsatz kommen: Hafer-, Roggen-, Weizen-, Dinkel-, und Gerstenmalz. Roggen-, Weizen-, Dinkelmalz sind spelzenlose Getreide, d.h. die Getreidekörner haben im Vergleich zu Gerstenmalz keine umhüllendes Deckblatt. Das kann man schön in den folgenden Abbildungen erkennen.

     

    Dinkel ist zudem eng mit unserem Weizen verwandet, weswegen ich ihn beim Brauen wie Weizenmalz behandle. Trotz optischer Ähnlichkeit unterscheidet sich Roggenmalz hingegen nochmal deutlich. Im Vergleich zu Gersten- oder Weizenmalz ist der Anteil von sogenannten Pentosanen viel höher. Pentosane sind Schleimstoffe (auch „Gummistoffe“ genannt), die die Viskosität der Maische stark erhöhen und je nach Schüttungsanteil ein besonderes Maischeschema erfordern. Diese Pentosane können in einem enzymatischen Prozess durch Aktivierung der malzeigenen Enzyme in einem Temperaturbereich von ca. 35-45°C aufgeschlossen werden. Deswegen hält man bei Bieren mit hohen Roggenanteilen eine sogenannte Pentosan- oder auch Gummirast, um deren Abbau zu fördern und u.A. die spätere Läuterarbeit zu verbessern. Da meine Schüttung, aber nur ca. 5% Roggenmalz enthält, habe ich einfach niedrig eingemaischt und dann langsam bis zur Maltoserast erhitzt. Dabei habe ich zusätzlich auch den Bereich für die Eiweißrast (ca. 54-57°C) durchlaufen.

    Red

    … steht natürlich für die Farbe. Hierzu kommt zusätzlich rotes Karamellmalz, Melanoidin– und Münchener Malz zum Einsatz um eine schönen Kupferton ins Bier zu bringen.

    Smoke

    … steht für den Einsatz von rund 1/3 Rauchmalz in der Schüttung. Hierbei handelt es sich um über Buchenrauch geräuchertes helles Braumalz. Manch einer kennt vielleicht das „Aecht Schlenkerla Rauchbier“ aus Bamberg, wobei es sich hierbei sicherlich um einen der härtesten Vertreter der Rauchbiere handelt. Es schmeckt, als hätte ein Stück Schwarzwälder Schinken im Bierfass überwintert und ist extrem Geschmacksache. Auf jeden Fall habe in letzter Zeit ein bisschen die rauchigen Biere für mich entdeckt. Mein Bier soll eine merkliche, aber dennoch nicht übertriebene Rauchnote bekommen. Den Erfahrungen anderer Hobbybrauer habe ich entnommen, dass es vor Allem auf das Alter des Rauchmalzes ankommt. Frisch vermälzt und in den Handel gebracht, soll das Aroma sehr intensiv sein. Älteres Rauchmalz soll sehr stark nachlassen. Da ich das Malz nicht direkt vom Hersteller beziehe, sondern aus einem Hobbybrauershop ist das Produktionsdatum für mich nicht transparent. Rein sensorisch roch das rohe Malz  zwar rauchig, aber nicht übermäßig intensiv. Bin gespannt.

    Ale

    … zu guter Letzt steht schlicht und ergreifend für ein obergäriges Bier (engl. Ale). Hierzu kommt die Nottingham Hefe zum Einsatz.

    „The Manfred“ German IPA

    Einige IPAs habe ich bereits gebraut und war in der Regel auch ganz zufrieden damit. Neben der deutlichen Bitterkeit spielen hierbei vor Allem die intensiven Stopfhopfearomen eine Rolle. Hierzu kommen meinst fruchtige (überwiegend amerikanische) Hopfensorten zum Einsatz. Mein Ziel war es, lediglich auf deutsche Hopfenzüchtungen zurückzugreifen und zu schauen wie diese in einem IPA zur Geltung kommen. Die Brauerei Camba Bavaria hat bereits ein solches (im Übrigen sehr leckeres) German IPA auf dem Markt.

    Als Hopfensorten habe ich mir T’N’T, Hallertauer Tradition, Saphir und Fantasia ausgesucht. Ersteren und Letzteren habe ich im Frühjahr als Probepackungen vom deutschen Hopfenanbieter Barth-Haas zur Verfügung gestellt bekommen. Gestopft wird nach der Hauptgärung mit 5g/Liter Saphir. Stopfen mit deutschem Aromahopfen ist auch neu für mich. Bin gespannt und denke der Saphirhopfen ist dafür gut geeignet.

    Aber nun zum Brautag:

    So ein Doppelsud, auch wenn’s nur 2x 8 Liter werden sollen ist dann doch ein wenig anstrengend muss ich sagen. Ich habe im Vorfeld dafür gesorgt, dass ich alle Equipmentbestandteile doppelt habe … bis auf einen Läuterbottich. Damit hätte ich dann zwar alles direkt parallel machen können, aber darauf habe ich bewusst verzichtet. Da hätte man z.T. dann doch vier Hände gleichzeitig gebraucht und den Stress wollte ich mir dann doch nicht antun. Dann verwechselt man doch mal schnell Sud 1 und Sud 2 und der Plan ist dann schnell dahin.

    equipment

    So habe ich zweiten Sud leicht zeitversetzt angesetzt, so dass ich die beiden Sude gut verzahnen konnte. Zunächst habe ich das Five Grain Red Smoke Ale in Kessel 1 eingemaischt und das Maischeschema wie geplant durchgezogen. Zum Abmaischen habe ich dann das Malzschrot des German IPA in Kessel 2 eingemaischt und dann mit dem Läutern von Sud 1 begonnen. Das ging ganz gut.

    maischen

    Links: Einmaischen des Malzschrots für das German IPA, rechts: Maische des Five Grain Red Smoke Ale kurz vor dem Abmaischen,

    Auch wenn der Ablauf sehr straff und ein bisschen anstrengend war, ist der Brautag ohne besondere Vorkommnisse abgelaufen und nach insgesamt ca. 8 Stunden standen die beiden Sude in Ihren Eimern zum abkühlen. Mit der folgenreichen Hefeverwechslung im Hinterkopf, habe ich dann am Morgen des Folgetages mit absoluter Konzentration die beiden abgekühlten Würzen mit der Nottingham (Five Grain …) und US-05 angestellt.

    Bei all der Konzentration auf die Hefe habe ich dann beim Umschlauchen des IPA vergessen, den Hahn am „Zieleimer“ zuzudrehen. Das resultierte dann in einer klebrigen Pfütze auf dem Fußboden und kostete mich einen knappen 3/4 Liter Würze. Ich glaube, offene Hähne sind neben gebrochenen Spindeln die „beliebstesten“ Dummheiten beim Brauen. 

    Hier noch die Rezepte.

    Rezept „Fermentus The Manfred German IPA“

    Ausschlagmenge: 8l
    Stammwürze: 15.8°P
    Alkohol: 6.8%vol
    Bittere: 48IBU
    Farbe: 16EBC

    Schüttung:
    1650g Pale Ale Malz (71%)
    230g Karamellmalz Hell (10%)
    230g Münchner Malz Typ II (10%)
    230g Haferflocken (10%)

    Zusätze:

    Wasser:
    Hauptguss: 7.3l
    Nachguss: 5.0l

    Maische:
    2340g Schüttung Einmaischen in 7.3 Liter Wasser mit 71°C ergibt 67°C. 90 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    10g TnT Pellets 8.8%a zur Vorderwürze, 80min Kochen
    5g TnT Pellets 8.8%a 60min Kochen
    16g Hallertauer Tradition Pellets 4.5%a 10min Kochen
    20g Saphir Pellets 2.9%a Whirlpool 80°C
    20g Fantasia Pellets 12%a Whirlpool 80°C
    40g Saphir Pellets 2.9%a 7 Tage Stopfen

    Hefe:
    Fermentis Safale US-05, Gärung bei 18°C

    Kommentar:
    Würze nach Kochende und Nachisomerierungszeit mit abgekochtem Wasser auf 80°C abkühlen und dann die Whirlpoolgaben machen. Restalkalität von Hauptguss und Nachguss mit Milchsäure auf 0°DH einstellen

    Rezept „Fermentus Five Grain Red Smoke Ale“

    Ausschlagmenge: 8l
    Stammwürze: 15°P
    Alkohol: 6.2%vol
    Bittere: 26IBU
    Farbe: 26EBC

    Schüttung:
    600g Wiener Malz (29%)
    600g Rauchmalz (29%)
    250g Münchner Malz Typ II (12%)
    100g Karamellmalz Rot (5%)
    100g Melanoidinmalz (5%)
    100g Haferflocken (5%)
    100g Roggenmalz (5%)
    100g Dinkelmalz (5%)
    100g Weizenmalz hell (5%)
    5g Röstmalz Spezial Typ II (0%)

    Wasser:
    Hauptguss: 7l
    Nachguss: 5l

    Maische:
    2055g Schüttung Einmaischen in 6.8 Liter Wasser mit 40°C. 15 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 50°C. 5 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 62°C. 30 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 72°C. 30 Minuten Rast.
    Abmaischen bei 78°C wenn Jodnormal

    Hopfen:
    9g Hallertauer Tradition Pellets 4.5%a 60min Kochen
    10g Hallertauer Tradition Pellets 4.5%a 30min Kochen
    5g Tettnanger Pellets 4.1%a 5min Kochen

    Hefe:
    Danstar Nottingham Ale, Gärung bei 18°C

     


  4. Sud Nr. 40 – Fermentus Grätzer

    Juli 7, 2015 by Heiko

    Ein Brautag am heißesten Tag des Jahres

    rueckblickLetzten Samstag habe ich zusammen mit Marco (entgegen jeglichen gesunden Menschenverstands) bei fast 40°C im Schatten unser seit längerem geplantes polnisches Grätzer gebraut. Während der deutsche Standard-Pils- oder Weizenbiertrinker bereits beim Hören der  Bierstile „India Pale Ale“, „Belgian Triple“ oder „Russian Imperial Stout“ aussteigt, wird sich sogar manch bewanderter Biertrinker fragen:

    „WTF ist ein Grätzer? Klingt eher wie eine juckende parasitäre Hautkrankheit.!?“

    Grätzer …

    … ist zunächst vereinfacht gesagt ein leichtes helles Weizenbier mit Raucharoma. Darunter kann man sich schon mal etwas mehr vorstellen.

    Der Bierstil geht zurück auf ein regionales Bier, das in und um die (heute) polnische Stadt Grodzisk Wielkopolski (zu Deutsch „Grätz“) bereits vor rund 700 Jahren gebraut wurde und der Stadt überregionale Bekanntheit verlieh.
    Es wurde traditionell mit einer niedrigen Stammwürze (also sehr leicht) eingebraut, so dass das fertige Bier lediglich 2-3 Volumenprozent Alkohol hatte. Zum Einsatz kam über Eichenholz geräuchertes Weizenmalz, das dem Bier eine deutliche rauchige Note verlieh. Ferner wurde damals (wohl vorwiegend aus verfahrenstechnischen Gründen) über Weidenrinde geläutert. Dies brachte neben zusätzlichen Bitterstoffen, auch aus der Rinde gelöste Acetylsalicylsäure ins Bier. Wir kennen Acetylsalicylsäure (ASS) als Hauptwirkstoff von Aspirin. Das Bier war somit zum einen leicht und bekömmlich und hatte darüber hinaus neben seiner isotonischen Zusammensetzung auch eine durchblutungsfördernde und leicht schmerzstillende Wirkung. Daher wurde es wohl auch damals von den Ärzten als gesundheitsförderlicher Trunk empfohlen.

    Nach mehr und weniger großen Schwankungen über die Jahrhunderte erreichte das Grätzer seinen Beliebtheitszenit wohl ca. 1890 bis 1910. Danach nahm die Bedeutung und auch die Nachfrage nach dem Grätzer Bier sukzessiv ab. Dies und mündet in den 1960er Jahren in der Schließung der letzten traditionellen Grätzer Brauerei. Durch die Renaissance handgemachter Biere und nicht zuletzt auch durch den Hobbybrauer Boom in den letzten Jahren, werden viele historische Bierstile wiederentdeckt. So auch das Grätzer. Marco brachte mich auf die Idee, gemeinsam einen solchen Versuch zu starten.

    Pionierarbeit haben bereits zwei andere Hobbybrauer (Rene und Moritz) hier geleistet. Moritz hat zusätzlich einen tollen Artikel („Grätzer selbstgebraut“) für das Braumagazin geschrieben und Jürgen Knoke hat darüber hinaus in der selben Ausgabe den historischen Bierstil beleuchtet, siehe hier.

    Maßgeblich Angelehnt an diese Erfahrungen und ein paar Recherchen habe ich letztendlich das folgende Rezept zusammengestellt:

    Rezept:

    Ausschlagmenge: 20l
    Stammwürze: 8.6°P
    Alkohol: 3.0%vol
    Bittere: 22IBU
    Farbe: 6EBC

    Schüttung:
    1800g Eichenrauch-Weizenmalz (100%)

    Wasser:
    Hauptguss: 16l
    Nachguss: 10l

    Maische:
    1800g Schüttung Einmaischen in 3.5 Liter Wasser mit 38°C. 30 Minuten Rast.
    1.7 Liter Wasser mit 95°C zugeben ergibt 52°C. 40 Minuten Rast.
    5.9 Liter Wasser mit 95°C zugeben ergibt 72°C. 30 Minuten Rast.
    4.5 Liter Wasser mit 95°C zugeben ergibt 78°C. 0 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    25g Polnischer Lubelski 3.6%a 65min Kochen
    25g Polnischer Lubelski 3.6%a 10min Kochen

    Hefe:
    Fermentis Safbrew S-33 und Fermentis Safbrew T-58, Gärung bei 16°C

    Warum zwei Hefen?

    Die S-33 Hefe ist für einen niedrigen Vergärungsgrad bekannt. D.h. einen Teil der in der Würze enthaltenen Zuckerarten kann Sie nicht verstoffwechseln. Mit ihr habe ich die Würze am 05.07. bei 16°C angestellt. Die Gärung kam nach ca. 8 Stunden an und durfte zunächst 48 Stunden arbeiten. Danach war der Extraktgehalt von ursprünglich 8,3° auf 3,5° Plato von der Hefe vergoren.

    s33_t58

    Zu diesem Zeitpunkt habe ich das entstehende Jungbier zusätzlich mit frischer T-58 Hefe geimpft. Die T-58 Hefe hat einen höheren Endvergärungsgrad als die S-33. D.h. die T-58 Hefe kann auch Zuckerarten in Alkohol umwandeln, die die S-33 liegen lässt. Dies führt dazu, dass das Geschmacksprofil der ersten Hefe erhalten bleibt. aber dennoch ein (für die S-33) untypischer höherer Vergärungsgrad erzielt werden kann.

    Der Brautag

    Neben den unmenschlichen Temperaturen lief der Brautag (erwartet) unkonventionell ab und war zu großen Teilen durch Improvisation geprägt. Bei dem von uns eingesetzten Verfahren handelte es sich um eine aufsteigende Infusion als Bottichmaische. Das bedeutet, dass der Maischevorgang in einem isolierten Thermobehälter stattfindet und die Temperatursteigerungen nicht durch aktives Erhitzen der Maische mit einem Kocher, sondern durch Zubrühen von heißem Wasser erreicht werden.

    Soweit die Theorie. In der Praxis haben die geplanten Mischverhältnisse nicht genau hingehauen und wir landeten verlässlich und reproduzierbar unterhalb der gewünschten Zieltemperatur. Zu Beginn haben wir das durch zusätzliches heißes Wasser kompensiert. Gegen Ende mussten wir dann durch Entnahme einer Dünnmaische aus dem Maischebottich, die wir dann erhitzt und wieder zugebrüht haben, arbeiten. Wir haben also der letzten Raststufe durch eine zusätzliche Dekoktion auf die Sprünge geholfen. Alles in allem etwas hektisch und improvisiert, aber im Großen und Ganzen haben wir mit z.T. deutlich verlängerten Rastzeiten dann doch irgendwie das geplante Maischeprogramm durchgezogen.

    Läutern

    Durch den Einsatz von 100% Weizenmalz versprach das Läutern katastrophal zu werden. Weshalb? Weizen ist ein spelzenloses Getreide, d.h. im Vegleich zu Gerstenmalz besitzt es keine Kornhäute um den Stärkekörper. Diese Kornhäute sind die Spelzen und diejenigen, die beim Läutern die eigentliche Filterfunktion übernehmen. Dadurch ist bei 100% Weizenschüttungen eine pampig-schleimige Maische zu erwarten, die ein miserables Filterverhalten hat. Einige andere Hobbybrauer haben bereits mit der Zugabe von Reis- oder Dinkelspelzen als Läuterhilfe experimentiert. Zweitere schwimmen allerdings oben auf, so dass kein Absetzen und somit kein Filtereffekt zustande kommt. Daher habe ich am Vorabend 1kg Gerstenmalz in einem Kochtopf  gemaischt und „Treber produziert“. Die entstandene Würze habe ich als Nahrung für zukünftige Hefestarter eingefroren und die ausgelaugten Gerstenspelzen haben wir zum Läutern in die Weizenmaische gegeben. Und siehe da … das Läutern lief reibungslos ohne Abbrüche, Aufhacken des Treberkuchens oder ähnliches.

    Trotz unfallfreiem Läutern und mehrmaligem Aufgießen der trüben Vorderwürze habe ich noch nie eine so trübe und grau-gelbliche Brühe beim Brauen gesehen. Dreckiges Putzwasser war eine von vielen Assoziationen, die wir angesichts dieser trüben Suppe hatten.

    Truebe Würze

    Sinkender Würzestand mit Hopfen Trubkegel

    Aber naja. Unsere Hoffnung ruht auf der „Hausenblase“. Aber dazu gleich mehr.

    Mit etwas geringerer Ausschlagmenge, aber dennoch ganz zufrieden haben wir das „Putzwasser“ dann auf den Gaskocher gestellt. Bei ca. 50°C + x Außentemperatur in der Sonne war das Aufheizen der Würze und das wallende Kochen ein Kinderspiel. Zwei Gaben polnischer Lubelski Hopfen und 80 Minuten später waren dann ca. 12 Liter Würze im Gäreimer.

    Ach ja … die Hausenblase

    Beim Brauen der traditionellen Rezepte muss es wohl den Brauern ähnlich ergangen sein und auch deren Würze sah wohl eher wie eine milchige Plörre aus. Schon damals wusste man vermutlich, dass das Protein Kollagen eine klärende Wirkung auf trübstoffhaltige Flüssigkeiten hat. Kollagen geht Verbindungen mit in Flüssigkeiten gelösten Gerbstoffen ein. Diese Verbindungen sind schwerer als die umgebende Flüssigkeit. und sinken daher zu Boden. Auf dem Weg dorthin werden zusätzliche Trübstoffe „mitgenommen“ und die Flüssigkeit erfährt eine deutliche Klärung.

    Die „Hausenblase“ selbst ist die Schwimmblase des Hausenfischs. Der Hausen ist besser bekannt als „Beluga Stör“ und eher für seinen exklusiven Rogen den Belugakaviar berühmt. Wie auch immer … die Hausenblase besteht zum Großteil aus natürlichem Kollagen und erfüllt daher das Anforderungsprofil für unser Einsatzgebiet. Diese gibt es neutral und lebensmittelrein aufbereitet im Fachhandel für Weinbau.

    „Klingt irgendwie ekelhaft“ werden die meisten jetzt wohl sagen. Ein dünnes Weizen, dass nach Räucherschinken und Fisch schmeckt. Naja weit gefehlt. Klär- und Filtermittel sind im Weinbau und beim Bierbrauen Usus und man kann selten von Glück sagen, dass (wie hier) natürliche Stoffe zum Einsatz kommen. Wer den Marketing Mythos „Reinheitsgebot“ mal entzaubern möchte kann z.B. mal hier nachlesen, oder hier schauen, was alles ins gute Industriebier rein darf, um immer noch nach dem Reinheitsgebot gebraut zu sein. Als der fürsorgliche Herzog Wilhelm IV von Bayern 1516 an das Reinheitsgebot dachte, hat er mitnichten an Schönungsmittel wie Polyvinylpyprrolidon, asbestbasierte Filtrationsmittel oder an mit Hilfe von Methylenchlorid oder Trichloräthylen gelöste Hopfenextrakte, wie sie heute in fast jedem industriell auf die Spitze getriebenen Brauprozess zur Anwendung kommen, gedacht. Aber das soll hier gar nicht weiter thematisiert werden. Ich fasse zusammen. Trübes Jungbier + Hausenblase = Klares Jungbier.

    UPDATE vom 18.07.2015

    Nach der Zugabe von 2 Gramm Hausenblasepulver auf 13 Liter Jungbier habe ich eine Probe entnommen und in ein Glasfläschchen gefüllt.  5 Tage Geduld bewirken dies hier. Schon erstaunlich:

    vorher_nachher

    Vorher – Nachher

    Besondere Erwähnung …

    … verdienen die ausgefallenen Biere, die Marco zur Verkostung an unserem Brautag mitgebracht hat. Ich führe sie mal hier auf:

    Brauerei: Against the Grain
    Bier: Kamen Knuddeln – Dark Sour Ale
    Herkunft: Louisville, Kentucky, USA
    Link: Klick

    Brauerei: Port Brewing
    Bier: Shark Attack – Double Red Ale
    Herkunft: San Marcos, California, USA
    Link: Klick

    Brauerei: Brasserie Lepers
    Bier: L’Angelus Bière de Froment – Bière de Garde
    Herkunft: La Chapelle-d’Armentières, Frankreich
    Link: Klick oder Klick

    Brauerei: Buddelship Hamburg
    Bier: Spider Monkey – Coffee IPA
    Herkunft: Hamburg, Deutschland
    Link: Klick oder Klick

    Brauerei: Westbrook Brewing Co.
    Bier: Lichtenhainer – Pale Sour Smokey Wheat Ale
    Herkunft: Mount Pleasant, South Carolina, USA
    Link: Klick

    Jedes für sich verdammt spannend, wenn auch nicht in jedem Fall im überschwänglich positiven Sinne. So fanden z.B. nur wenige Schlucke des Lichtenhainers den Weg in unsere durstigen Kehlen. 😉 Marco hat den Bierstil nochmal beim BJCP nachgeschlagen und fand folgende Beschreibung:

    „Smoke and sour is an unusual combination that is not for everyone“

    Wie wahr, wie wahr. 😉